= besteht, wenn „Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, […] an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft […]“ (BMAS 2011) gehindert werden.
Gemäß Paragraph 2 Absatz 1 des Sozialgesetzbuchs IX werden Menschen aus einer eher medizinischen Perspektive als „behindert“ definiert, „[…] wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand [abweicht] […] und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist“ (SGB IX 2001).
Ein Ansatz, der in den 1970er Jahren von u.a. Menschen mit Beeinträchtigungen selbst entwickelt wurde, bildet das soziale Modell. Nach diesem Modell ist Behinderung ein aus einem gesellschaftlichen Prozess entstandenes Konstrukt, das Menschen mit bestimmten Merkmalen die gesellschaftliche Teilhabe verwehrt (vgl. Köbsell 2010). Auch die Forschungsrichtung der Disability Studies geht von diesem Modell aus.
Die Hierarchie- und Denkstruktur, die den Barrieren und damit der Behinderung zugrunde liegt und Menschen auf ihre Schädigung oder andere Abweichungen von normativ gesetzten Körperbildern reduziert, wird als Ableismus bezeichnet.
Bezüge zur Sozialen Arbeit
In der Sozialen Arbeit gibt es unmittelbare Bezugspunkte zum Thema „Behinderung“, beispielsweise in der Arbeit im betreuten Wohnen, der Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen im Rahmen der gesetzlichen Betreuung oder in Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen. Mittelbar haben im Rahmen von Inklusion alle Handlungsfelder der Sozialen Arbeit Bezüge zum Thema „Behinderung“ und sind angehalten, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten.
Wichtig in diesem Kontext sind die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Ableismus und eine (selbst-)kritische Beschäftigung mit dem Thema „Macht in der Sozialen Arbeit“. Nur durch eine weitestgehende Partizipation der Menschen mit Beeinträchtigungen an allen Entscheidungen, Maßnahmen und Angeboten, kann ein gleichberechtigter Umgang miteinander erreicht werden. Gerade im Zug der Inklusion ist es entsprechend unabdingbar, alle Beteiligten samt ihrer Bedürfnisse wahrzunehmen und die Menschen mit Beeinträchtigungen (wie auch die ohne) zur aktiven Mitgestaltung einer inklusiven Gesellschaft zu ermutigen, denn – wie Raul Krauthausen, ein im Rollstuhl sitzender Aktivist und Blogger in einer Aufforderung an Menschen mit Behinderung, schreibt – „Inklusion ist, was wir daraus machen“ (Krauthausen o.J.).
Literatur
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2011): Nationaler Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention – Unser Weg in eine inklusive Gesellschaft. Berlin. URL: http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a740-nationaler-aktionsplan-barrierefrei.pdf?__blob=publicationFile [10.11.2016].
Köbsell, Swantje (2010): Gendering Disability: Behinderung, Geschlecht und Körper. In: Jacob, Jutta/ Köbsell, Swantje/ Wollrad, Eske (Hrsg.): Gendering Disability. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht. Bielefeld: transcript, S. 17–34.
Krauthausen, Raul (o.J.): Inklusion ist, was wir draus machen! URL: http://raul.de/leben-mit-behinderung/inklusion-ist-wir-draus-machen-inklusion2025/ [26.01.2017]
Sozialgesetzbuch (SGB) Neuntes Buch (IX) (2001): Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen. URL: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_9/BJNR104700001.html [9.11.2016].
weiterführende Literatur
Henschel, Angelika (2011): Gender und Disability. Mädchen und Frauen mit Behinderungen auf dem Weg zur Selbstbestimmung. In: Jansen-Schulz, Bettina/ Riesen, Kathrin van (Hrsg.): Vielfalt und Geschlecht – relevante Kategorien in der Wissenschaft. Opladen und Farmington Hills: Budrich UniPress, S. 69–82.
Murstein, Mika (2018): I'm a queerfeminist Cyborg, that's okay. Gedankensammlung zu Anti/Ableismus. Münster: edition assemblage.
Weinbach, Hanna (2016): Soziale Arbeit mit Menschen mit Behinderungen: Das Konzept der Lebensweltorientierung in der Behindertenhilfe. Weinheim: Beltz Juventa.
Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017
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