= Sammelbegriff für Maßnahmen, die getroffen werden können, um eine benachteiligte Person oder Gesellschaftsgruppe zu fördern.

Die positive Diskriminierung geht über Maßnahmen zum Abbau aktiver Diskriminierung hinaus. Nachteile durch zuvor stattgefundene Diskriminierung sollen kompensiert und Gleichberechtigung als Fakt geschaffen werden (vgl. Meier-Rust 1995). Ursprünglich stammt das Konzept aus den USA, wo es unter dem Begriff „Affirmative Action“ (=positive/bejahende Maßnahmen) bekannt wurde und vor allem im Zuge der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern Anwendung fand (vgl. Wertz/Morgan 2010). Aufgrund der generell negativen Konnotation des Begriffs Diskriminierung ist die deutschsprachige Bezeichnung „positive Diskriminierung“ umstritten.

Maßnahmen der positiven Diskriminierung können z.B. Quotenregelungen oder spezielle Ausbildungsprogramme für Menschen aus benachteiligten Gruppen sein (vgl. Sibayeva 2010). In Deutschland findet die positive Diskriminierung vor allem im Bereich der Frauenförderung, der Förderung von Menschen mit Migrationserfahrung und der Förderung von Menschen mit Beeinträchtigung (die behindert werden) Anwendung.

Bezüge zur Sozialen Arbeit

In der Sozialen Arbeit gibt es unterschiedliche Themenbereiche, in denen durch positive Diskriminierung versucht wird, zuvor entstandene Benachteiligungen abzubauen (in wieweit diese aufgrund von Diskriminierungen oder durch andere Barrieren entstanden sind, sei einmal dahingestellt).

Um die Geschlechter-Kluft (Gender Gap) in der Sozialen Arbeit zu verringern, werden z.B. teilweise Frauen oder Männer in Bezug auf Stellenbesetzungen oder die Teilnahme an Aus- und Weiterbildung bevorzugt behandelt.

  • Männer, die insbesondere auf den unteren Hierarchieebenen der Sozialen Arbeit, z.B. im Bereich der Bildung, Erziehung, Betreuung und Pflege von Kindern unter sechs Jahren, deutlich unterrepräsentiert sind (geschlechtsbezogene Segregation des Arbeitsmarktes), erhalten durch Programme, wie „Mehr Männer in Kitas“ oder „Chance Quereinstieg“,die sich insb. an Männer richten, die eine Tätigkeit als Erzieher aufnehmen wollen, Unterstützung. Dazu gibt es ggf. besondere Förderungen und Wege der berufsbegleitenden Qualifizierung.
  • Frauen, die auf den mittleren und höheren Leitungsebenen der Sozialwirtschaft deutlich unterrepräsentiert sind (geschlechtsbezogene Segregation des Arbeitsmarktes), werden z.B. in spezifischen Programmen oder in Weiterbildungen, wie dem im Rahmen von KomPädenZ Potenzial durchgeführten Zertifikatskurs „Gestärkt in Führung gehen - Frauen in Führungspositionen der Sozialen Arbeit“ unterstützt. Auch werden in den großen Wohlfahrtsorganisationen Quotenregelungen diskutiert, durch die mehr weibliche Führungskräfte für Vorstände und die Leitung von Referaten gewonnen werden sollen.
  • „Menschen mit schwerer Behinderung werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt“ – dieser Satz,der sich aus SGB IX § 81 ergibt, gilt auch für die Arbeitsplätze der Sozialen Arbeit, sodass auch hier ggf. eine positive Diskriminierung stattfindet.

Literatur

Meier-Rust, Kathrin (1995): Was kann Minderheitenförderung? Ein Gespräch mit Wade Henderson. URL: http://folio.nzz.ch/1995/juli/was-kann-minderheitenforderung [03.01.2017].

Sibayeva, Yelena (o.J.): Positive Diskriminierung. In: FU Berlin/Arbeitsbereich Interkulturelle Erziehungswissenschaft (Hrsg.): Glossar Interkulturelle Pädagogik. Ein Projekt von Studierenden der Erziehungswissenschaft unter der Leitung von Anne-Christin Schondelmayer. Berlin: FU, S. 66–67. URL: http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/interkulturell/materialien/glossar_interk_paedagogik/Glossar_interkulturelle_Paedagogik.pdf  [04.01.2017].

Wertz, Michael/ Morgan, Margetta (2010): Affirmative Action in the United States. URL: https://heimatkunde.boell.de/2010/07/01/affirmative-action-united-states [04.01.2017].

weiterführende Literatur

Heinrich-Böll-Stiftung (2010): Positive Maßnahmen. Von Antidiskriminierung zu Diversity. Dossier. URL: https://heimatkunde.boell.de/dossier-positive-massnahmen-von-antidiskriminierung-zu-diversity [04.01.2016].

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017


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