Date: Fri, 29 Mar 2024 08:18:29 +0100 (CET) Message-ID: <1212970627.1.1711696709320@mywiki2.leuphana.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_0_65527409.1711696709264" ------=_Part_0_65527409.1711696709264 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
=3D in sozialen Prozessen hergestellte und mit Bedeutung versehene sowie= h=C3=A4ufig mit Hierarchisierungen verbundene Verschiedenheit zwischen Men= schen.
In solchen Prozessen werden individuelle Merkmale der Menschen herausgeg= riffen und als (bestimmte) Bedeutungen ausdr=C3=BCckend eingestuft, die =C3= =BCber das blo=C3=9Fe Vorhandensein hinausgehen. Aus der Auswahl dieser Mer= kmale und ihrer Setzung als bedeutsam entstehen (Differenz-)Kategor= ien. Diese Kategorien werden als Orientierungspunkte f=C3=BCr zwis= chenmenschliches Handeln genutzt und f=C3=BChren zu Gruppenbildunge= n, indem sie als Anhaltspunkte zur Abgrenzung zwischen Menschen ve= rwendet werden (Menschen, die in einer oder mehreren Differenzkategorie/n (= vermeintlich) von Mitgliedern einer Gruppe abweichen, k=C3=B6nnen als =E2= =80=9EAndere=E2=80=9C abgegrenzt werden und definieren dadurch gleichzeitig= die Gruppe mit). Diese Zuschreibungen und Abgrenzungen finden h=C3= =A4ufig im Rahmen asymmetrischer Machtver= h=C3=A4ltnisse statt und haben oft Konsequenzen bez=C3=BCglich der= unterschiedlichen Verteilung von Ressourcen (soziale Ungleichheit), z.B. indem sie zur Le= gitimierung von Ausbeutung oder anderen Formen der= Diskri= minierung verwendet werden (vgl. Hall 2004; Schwarz 2010 und W= ieviorka 2003).
Beispiele f=C3=BCr Differenzkategorien bilden Geschlech= t/Gender, =E2=80=9EEthnizit=C3=A4t=E2=80=9C, Al= ter, Behinderung,= sexuelle Orientie= rung oder religi=C3=B6se Orientierung (sie k=C3=B6nnen auch als Dimensi= onen von Diversity/Div= ersit=C3=A4t und H= eterogenit=C3=A4t in oder zwischen Gruppen aufgefasst werden). Auf sie = beziehen sich spezifische Hierarchie- und Ausgrenzungsverh=C3=A4ltnisse, wi= e etwa Sexismus, Rassismus, Ableismus, Homosexuellenfeindlichkeit, Antisemitism= us oder Altersdisk= riminierung. Ein Bestandteil dieser Verh=C3=A4ltnisse kann auch sein, M= enschen auf ihre Differenz zu reduzieren (vgl. Hall 2004). Zum Teil wirken = diese Kategorien auch in gegenseitiger Beeinflussung (Intersektionalit=C3=A4t). In unterschie= dlichen sozialen Kontexten und mit unterschiedlichem Ausma=C3=9F der Handlu= ngsmacht der Menschen, deren Differenzen bedeutsam werden, k=C3=B6nnen Diff= erenzen auch unterschiedliche Gewichtungen annehmen (vgl. Hark/Villa 2017):= =E2=80=9EJe nachdem, in welchem Kontext eine Person etwa als lesbisch oder= schwul wahrnehmbar (gemacht) und bezeichnet wird, kann dies eine sinnvolle= Information, eine Diskriminierung, ein irrelevantes Detail sein oder gar e= in Todesurteil bedeuten=E2=80=9C (ebd., S. 13).
Differenzen sind nicht als fest und =C3=BCberze= itlich geltend aufzufassen, sondern sind auf eine Wiederholung ode= r Fortsetzung der Handlungen angewiesen, die sie herstellen (vgl. Kerner 20= 09 und Wieviorka 2003). Nichtsdestotrotz erhalten viele Differenzen im Rahm= en dieser Prozesse den Anschein einer =C3=9Cberzeitlichkeit (und ein Intere= sse daran, dass dieser Anschein beibehalten wird, besteht vor allem, wenn = =C3=BCber sie Diskriminierung oder Ungleichheit legitimiert werden soll). D= ies gilt im besonderen Ma=C3=9Fe f=C3=BCr Differenzierungen, die sich, wie = im Falle des Geschlechts, auf (scheinbar) =C3=A4u=C3=9Ferlich erkennbare k= =C3=B6rperliche Merkmale beziehen (vgl. Kerner 2009) und dementsprechend Se= hgewohnheiten stark gepr=C3=A4gt haben bzw. pr=C3=A4gen (=E2=80=9EDas sieht= man doch=E2=80=9C). Die (Alltags-)Wahrnehmung tendiert da= zu, sich an der Vermischung der historisch gepr=C3=A4gten sozialen Dimensio= n des Geschlechts mit den biologischen Aspekten (Biologismus) zu orientieren.
Der Aspekt der Angewiesenheit auf die Wiederholung verweist auch darauf,= dass Differenzen das Handeln der Menschen zwar pr=C3=A4gen, aber nicht abs= chlie=C3=9Fend bestimmen. Differenzen sind immer das Ergebnis sozialer Ause= inandersetzungen und k=C3=B6nnen in diesen auch umgedeutet oder =C3=BCberwu= nden werden (vgl. Hark/Villa 2017; Schwarz 2010 und Wieviorka 2003).
Die Soziale Arbeit steht vor der Herausforderung, oft mit spezifischen Z= ielgruppen zu arbeiten, z.B. in der Sozialarbeit mit Gefl=C3=BCchteten, der= Arbeit mit M=C3=A4dchen oder Jungen, in Ma=C3=9Fnahmen f=C3=BCr Jugendlich= e mit abweichendem Verhalten oder in der Beratung von Alleinerziehenden. Du= rch diese Spezialisierung werden die Adressat*innen (zun=C3=A4chst) stark a= uf diese Merkmale reduziert, indem gekl=C3=A4rt werden muss, ob sie zur Zie= lgruppe geh=C3=B6ren. Dabei kann es zu einer Reifizierung der Diffe= renz kommen, die diese erst in den Mittelpunkt r=C3=BCckt und sie = damit zu einer Tatsache macht. Zudem kann die dauerhafte Besch=C3=A4ftigung= der Fachkr=C3=A4fte mit einer spezifischen Zielgruppe dazu f=C3=BChren, da= ss sich die Sicht auf die Gesellschaft entsprechend ver=C3=A4ndert und die = in der Arbeit auftauchenden Differenzen =C3=BCberh=C3=B6ht wahrgenommen wer= den.
Die Reflexion der eigenen Arbeit, der eigenen Haltung, =
Normen und Werte sowie der Austausch mit anderen Fachkr=C3=A4ften k=C3=B6nn=
en dazu beitragen, die Differenzen nicht =C3=BCberzubewerten und statt-
dessen =E2=80=93 trotz aller notwendigen Parteilichkeit =E2=80=93 auf Heterogenit=C3=A4t<=
/strong> und Inklusion hinzuwirken.
Hall, Stuart (2004): Das Spektakel des =E2=80=9EAnderen=E2=80=9C. In: De= rs.: Ideologie, Identit=C3=A4t, Repr=C3=A4sentation. Ausgew=C3=A4hlte Schri= ften 4. Herausgegeben von Juha Koivisto und Andreas Merkens. Hamburg: Argum= ent Verlag, S. 108=E2=80=93166.
Hark, Sabine/Villa, Paula-Irene (2017): Unterscheiden und herrschen. Ein= Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Femin= ismus in der Gegenwart. Bielefeld: transcript.
Kerner, Ina (2009): Differenzen und Macht. Zur Anatomie von Rassismus un= d Sexismus. Frankfurt am Main und New York: Campus.
Schwarz, Tobias (2010): Bedrohung, Gastrecht, Integrationspflicht. Diffe= renzkonstruktionen im deutschen Ausweisungsdiskurs. Bielefeld: transcript.<= /p>
Wieviorka, Michel (2003): Kulturelle Differenzen und kollektive Identit= =C3=A4ten. Hamburg: Hamburger Edition.
Leuphana Universit=C3=A4t L=C3=BCneburg / I= nstitut f=C3=BCr Sozialarbeit und Sozialp=C3=A4dagogik / Projekt "KomP=C3= =A4denZ Potenzial" 2017
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