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= Macht- und Denkstruktur, die bestimmte Fähigkeiten als unhinterfragte Norm setzt und damit zusammenhängend Menschen und ihre individuellen Eigenschaften und Merkmale auf die Beeinträchtigung ihres Körpers und/oder ihres Geistes reduziert und diskriminiert.

Menschen werden im Rahmen der Reduzierung auf eine Beeinträchtigung als weniger fähig angesehen, denn das Wort Ableismus lässt sich von dem englischen Verb „to be able“ ableiten, was auf Deutsch „fähig sein“ bedeutet und damit im Gegensatz zu Disability steht. Beim Ableismus handelt es sich um eine wirkmächtige Struktur, die als selbstverständlich angenommen wird. Diese Struktur setzt sich zusammen aus Einstellungen,Bildern, Handlungen,baulichen Strukturen,Gerätenund Institutionen, welche bestimmte Fähigkeiten(z.B. maximale Leistungsfähigkeit) als unhinterfragte Normunterstellen. Menschen, die dieser Norm nicht entsprechen, werden als ‚abweichend‘ oder unter dem Aspekt des Mangels betrachtet; Menschen mit Beeinträchtigungen gelten als Gruppe den Menschen ohne Beeinträchtigungen unterlegen (vgl. Schär 2014).

Bezüge zur Sozialen Arbeit

In der Sozialen Arbeit wird seit langem auf Integration bzw. Inklusion aller sozialen Gruppen hingearbeitet und die pädagogische Handlung dabei i.d.R. auf das einzelne Individuum ausgerichtet. In der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen (z.B. in Wohngruppen, Werkstätten oder der Einzelbetreuung) oder in der Sensibilisierungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen (z.B. zu Fragen von Inklusion und Diversity) wird versucht, auf den Abbau von Barrieren im Alltag und in den Köpfen hinzuwirken.

Gleichzeitig unterstützt die Soziale Arbeit durch die Separierung von Menschen mit Beeinträchtigung in spezielle Einrichtungen auch die im Ableismus vorherrschende Diskriminierung, indem sie die Absonderung der „besonderen Menschen“ von den „normalen Menschen“ mitträgt und sie somit ausgrenzt sowie behindert. Auch in – i.d.R. gut gemeinten – Sensibilisierungsprojekten ist es oft schwer, für die besonderen Belange von Menschen mit Beeinträchtigung zu sensibilisieren, ohne dabei gleichzeitig gesellschaftliche Vorurteile und Stereotype zu reproduzieren. Wenn beispielsweise Jugendliche eines in einem Jugendzentrums mittels einer „Rollstuhlrallye“ für die besonderen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden sensibilisiert werden sollen, dann kann bei ihnen gleichzeitig folgender Eindruck entstehen „Die Rolli-Fahrenden haben es schwer – zum Glück bin ich „normal"“. Das bedeutet, diese Projekte können dazu führen, dass eine Form des Ableismus verstärkt wird. Wichtig ist daher eine immer wiederkehrende Reflexion und die Thematisierung dessen, was in unserer Gesellschaft als „Norm“ und als „Abweichung“ gilt.

Literatur

Schär, Wiebke (2014): Von Ableismus, seinen Facetten und Auswirkungen. In: Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 24(1). URL: http://www.lebensnerv.de/fp/fp14-1/fp14-1-04-001--ableismus-facetten-und-auswirkungen.html [15.09.2016].

weiterführende Literatur

Biermann, Julia (2015): Dimensions of Ableism: Educational and Developmental Ability-Expectations. Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/271/254 [19.12.2016].

Buchner, Tobias/ Pfahl, Lisa/ Traue, Boris (2015): Zur Kritik der Fähigkeiten: Ableism als neue Forschungsperspektive der Disability Studies und ihrer Partner_innen. In: Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/273/256 [19.12.2016].

Buchner, Tobias (2015): Mediating Ableism: Border work and resistance in the biographical narratives of young disabled people. Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/272/255 [19.12.2016].

Hirschberg, Marianne (2015): Die überaus fähige Lehrkraft. Zur Wirkungsweise von Ableism in der Subjektivierung von Lehrkräften. Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/274/257 [19.12.2016].

Köbsell, Swantje (2015): Disability Studies in Education. In: Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/275/258 [19.12.2016].

Maskos, Rebecca (2015): Ableism und das Ideal des autonomen Fähig-Seins in der kapitalistischen Gesellschaft. In: Zeitschrift für Inklusion. Nr.2. URL: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/277/260 [19.12.2016].

Murstein, Mika (2018): I'm a queerfeminist Cyborg, that's okay. Gedankensammlung zu Anti/Ableismus. Münster: edition assemblage.

Rathgeb, Kerstin (Hrsg.) (2012): Kritische Perspektiven für die Arbeit am Sozialen. Wiesbaden: Springer VS.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017


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