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= gesellschaftliches Machtverhältnis und System der konsequenten Bevorteilung von Männern und Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen und Menschen anderer Geschlechter (vgl. Costa 2014 und Attia 2014). Sexismus wirkt auf allen gesellschaftlichen Ebenen und äußert sich beispielsweise in der geschlechtsbezogenen Segregation des Arbeitsmarktes und Lohnunterschieden (Gender Gap), sexualisierter Gewalt, Auffassungen des Mannes als Norm (Androzentrismus) und biologistischen und heteronormativen Zuschreibungen und Erwartungen.

Der Begriff Sexismus entwickelte sich in den 1960er Jahren innerhalb der US-amerikanischen Frauen(rechts)bewegung, die analog zum Rassismus weitere Felder der kategorischen Unterdrückung von Teilen der Bevölkerung aufzeigen wollte (vgl. Fels/Fink 2002). Während viele Menschen, die den Begriff verwendeten, damit zunächst oft nur die Unterdrückung weißer Frauen meinten, sorgten die Kämpfe Schwarzer Frauen und anderer Women of Color dafür, dass sich einerseits die Ausweitung des Begriffs auch auf ihre Benachteiligung durchsetzte und andererseits das Zusammenwirken des Sexismus mit anderen Machtverhältnissen wie dem Rassismus stärker in den Blick genommen wurde (vgl. Winker/Degele 2009) (siehe Mehrfachdiskriminierung und Intersektionalität).

Mitte der 1990er Jahre entstanden die Konzepte des modernen Sexismus und Neosexismus. Eine zentrale Dimension dieser neuen Konzepte ist die Leugnung fortbestehender Diskriminierung von Frauen bis hin zu Tendenzen des Anti-Genderismus, die sich beispielsweise in der Ablehnung des Konzepts Gender und damit zusammenhängend in der Betonung bestimmter Familienbilder äußern (vgl. Braun 2016). Eine wichtige weitere Dimension ist das Auftreten eines vermeintlich wohlmeinendem bzw. „benevolentem Sexismus“ neben einem offen feindseligem bzw. „hostilem“. Der benevolente Sexismus setzt sich aus übermäßiger „Ritterlichkeit“ (Benevolenz) und der „Belohnung“ von Frauen, die sich klassischen Rollenbildern entsprechend verhalten, zusammen. Männer, die sich benevolent sexistisch verhalten, zeigen sich im gesteigerten Maße ablehnend gegenüber Frauen, die sich dem traditionellen Rollenbild verweigern (vgl. Eckes 2010).

Bezüge zur Sozialen Arbeit

Benachteiligung von Frauen findet sich besonders häufig in der Arbeitswelt wieder. So sind Frauen in Führungspositionen noch immer deutlich unterrepräsentiert und verdienen in der Regel auch weniger (Gender Wage-Gap) (vgl. Henschel, 2017, S. 104 f.). Je höher die Führungsebene ist, desto geringer ist der Frauenanteil (vgl. ebd.). Auch im Handlungsfeld der Sozialen Arbeit, das als Arbeitsfeld sogenannter typischer Frauenberufe zu definieren ist, kann dieses Phänomen beobachtet werden. Kita-Leiterinnen sind zwar noch sehr häufig auf institutioneller Ebene zu finden, aber auf Träger- oder kommunaler Ebene nimmt der Frauenanteil in Führungspositionen deutlich ab (vgl. Müller, 2014, S. 79 ff.; siehe auch der Eintrag zur geschlechtsbezogenen Segregation des Arbeitsmarktes).     
Ein weiterer Bezug zur Sozialen Arbeit kann anhand der konkreten Arbeit in einer Kindertagesstätte aufgezeigt werden. Es ist keine Seltenheit, dass Sexismus – oftmals auch unbewusst – von Fachkräften praktiziert wird. Dazu gehören beispielsweise kurze Äußerungen, wie „Da seid ihr Jungen aber wieder alleine in der Bauecke, die Mädchen spielen ja auch lieber in der Puppenecke!“ oder „Wer möchte denn heute mit in die Küche und einen Kuchen backen? Keine Jungen? Dann kommt mal mit, Lisa, Vera und Paula. Das ist ja auch Aufgabe der Frauen!“ Solche oder ähnliche Aussagen sind noch immer in deutschen Kindertagesstätten zu hören. Aufgabe für Fachkräfte ist es deshalb, ein kritisches Bewusstsein und reflektierten Umgang in der täglichen Arbeit zu entwickeln und so auf die Kleinigkeiten im Alltag zu achten und das Wissen über Sexismus zu adaptieren.

Literatur

Attia, Iman (2014): Rassismus als gesellschaftliches Machtverhältnis. URL: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/12012 [15.01.2018].

Braun, Marcel (2016): Vom Antifeminismus zu „Anti-Genderismus“? URL: http://www.gwi-boell.de/de/2016/08/02/von-antifeminismus-zu-anti-genderismus [18.05.2017].

Costa, Rosa (20.06.2014): Sexismus. Was war das nochmal? URL: http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/2817 [20.09.2018].

Eckes, Thomas (2010): Geschlechterstereotype: Von Rollen, Identitäten und Vorurteilen. In: Becker, Ruth/ Kortendeck, Beate (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorien, Methoden, Empirie (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 171-182.

Fels, Eva/ Fink, Dagmar (2002): Was ist Sexismus? Impulsreferat zum Workshop “Was ist Sexismus? Was haben feministische Strategien mit Transgender-Politiken zu tun?”. URL: http://gendertalk.transgender.at/sexismus.htm [06.05.2017].

Winker, Gabriele/ Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 20172018


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