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= Sammelbezeichnung für die Attribute, die (vermeintlich) die Zugehörigkeit einer Person zu einer „Ethnie“ kennzeichnen und/oder ausmachen (sollen).

Das Wort „Ethnie“ wird oft verwendet, um Menschen, die bestimmte kulturelle Praktiken (z.B. Traditionen) sowie eine Geschichte und eine Sprache teilen oder von denen dies angenommen wird, zu einer Gruppe zusammen zu fassen (vgl. Arndt 2011 und Diebold/Authaler 2010). In diesem Sprachgebrauch muss oft nicht ausdefiniert werden, was genau gemeint ist, was die „Ethnizität“ ausmacht. Stattdessen verweisen die Begriffe „Ethnie“ und „Ethnizität“ zum einen mehr oder weniger zwangsläufig (auch wenn dies den Sprechenden nicht bewusst oder von ihnen nicht beabsichtigt ist) auf eine Sammlung aus Stereotypen und Vorurteilen.

Zum anderen schwingt in der Verwendung dieser Wörter die Annahme mit, dass die Zugehörigkeit von Menschen zu einer derart abgrenzbaren Gruppe etwas Natürliches sei (vgl. Diebold/Authaler 2010). Weitergedacht gehört zu dieser Annahme, dass diese Menschen über genetische Gemeinsamkeiten verfügen würden, über die sich biologistisch die (beispielsweise) kulturellen Gemeinsamkeiten (und Unterschiede zu anderen Gruppen) erklären ließen. Damit übernimmt das Wort „Ethnie“ Funktionen des Wortes „Rasse“ und des Rassismus, erscheint aber neutraler als „Rasse“ (vgl. Arndt 2011).

Daher kann bei einer Diskriminierung anhand dessen, was Menschen als ihre „Ethnizität“ von außen zugeschrieben wird, auch von rassistischer Diskriminierung gesprochen werden, sofern es sich bei den betroffenen Personen um People of Color handelt.

Bezüge zur Sozialen Arbeit

Diskriminierung, die Menschen anhand von „Ethnizität“ und Ethnisierung trifft, kann dazu führen, dass sie zu Adressat*innen Sozialer Arbeit werden. Gleichzeitig suchen diese Adressat*innen aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrung möglicherweise nicht reguläre (sozial)pädagogische Einrichtungen auf. Wenn stattdessen beispielsweise Streetworker*innen mit jenen Adressat*innen arbeiten, ist es für die Fachkräfte besonders wichtig, eine vertrauenswolle und von gegenseitiger Wertschätzung gekennzeichnete Bindung zu den Adressat*innen aufzubauen, um in der Arbeit erfolgreich sein zu können. Ein regelmäßiges Treffen findet nur dann statt, wenn die Adressat*innen Vertrauen und Nutzen in einem Austausch oder Kontakt zu einem*r Streetworker*in sehen.

Die Diskriminierung und Benachteiligung kann auch zu Konflikten zwischen Menschen, die unterschiedlichen „Ethnien“ zugeordnet werden, führen. In der Auseinandersetzung mit diesen Konflikten ist für Fachkräfte Wissen über gruppendynamische Prozesse notwendig, sowie die Kompetenz, vermitteln zu können.  

Literatur

Arndt, Susan (2011): >Ethnie<. In: Dies./ Ofuatey-Alazard, Nadja (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast, S. 632-633.

Diebold, Jan/Authaler, Caroline (07.11.2010): Ethnie. URL: http://www.schwarzweiss-hd.de/lexikon/ethnie/ [19.06.2018].

Weiterführende Literatur

Müller, Marion (2003): Geschlecht und Ethnie. Historischer Bedeutungswandel, interaktive Konstruktion und Interferenzen. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 20172018


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