Kompetente Schreibende sind in der Lage, ihr eigenes Schreibhandeln produktiv zu steuern. Wissen über den Schreibprozess und die Reflexion des eigenen Handelns tragen dazu bei, die benötigte akademische Schreib- und Textkompetenz zu entwickeln. Die Reflexion können Sie bspw. über eine Visualisierung Ihres Schreibprozesses anstoßen. Hierfür finden Sie weiter unten eine Reflexionsübung zum Einstieg.
Beim Schreiben treten wir mit uns selbst in einen Dialog. Doch werden von Schreibenden häufig andere Regeln verwendet, als sie sie bei einem Gespräch mit einer anderen Person anwenden würden. Einige sind im Umgang mit sich selbst sehr kritisch; andere vermeiden das Gespräch mit sich selbst und wieder andere leiden daran, nicht so handeln zu können, wie sie es sich vorstellen. Nur die wenigsten empfinden das Schreiben als eine Wohltat und lieben die Auseinandersetzung mit sich selbst. Doch für alle gilt:
Wissenschaftliches Schreiben stellt diverse Anforderungen. Diese betreffen einerseits den Prozess selbst, andererseits das zu erzeugende Produkt. Ob diese Anforderungen für Sie jedoch eine Herausforderung sind, liegt an Ihnen. Jede Person bringt ihre eigenen Erfahrungen und Einstellungen mit sich. Das ist die individuelle Seite des Schreibens. Die Anforderungen selbst bestehen unabhängig vom Individuum. Jede*r muss damit umgehen, den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens zu gestalten. Jede*r muss die Anforderungen der Textform (Hausarbeit, Essay, Abschlussarbeit u.v.m.) erfüllen.
Was sind Schreibtypen? Alles hier intergieren oder extra Seite haben?
Weiterleitung zm Test
Akademische Textproduktion beinhaltet mehrere, sich überlappende Phasen. Dies sind die Findungsphase, die Datenerhebungs- und -bearbeitungsphase, die Textformulierungsphase, die Überarbeitungsphase, die Fertigstellungsphase sowie die Prüfungs und ggfs. die Publikationsphase. Die Länge der Phasen ist individuell verschieden, sie enden jedoch in der angegebenen Reihenfolge. So kann die Findungsphase bis kurz vor Ende der Überarbeitungsphase andauern, jedoch nicht länger.
Lesen, Schreiben und Reden sind Basishandlungen akademischer Textproduktion, die unterschiedlichen Zwecken dienen. So kann geschrieben werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Texte, die zum Zwecke der Erkenntnisgewinnung geschrieben wurden, sind in der Regel NICHT Bestandteile des abzugebenden Textes. Jede Phase hat ihre eigene Charakteristik. Jede stellt an Schreibende spezifische Anforderungen. Wie Schreibende auf diese Anforderungen reagieren, ist individuell sehr verschieden. Was für die eine mit Leichtigkeit zu bewerkstelligen ist, ist für den anderen eine Herausforderung. Fakt ist: Viele Wege führen zum Ziel. Wir unterstützen Sie dabei, Ihren eigenen Weg zu finden!
Jede Phase hat ihre eigene Charakteristik und enthält typische Handlungen. Welche Handlungen in einer Situation für Sie die passende ist, ist abhängig von Ihrem (Vor-)Wissen und Ihrem Schreibtyp.
Das Kaskadenmodell bildet den Prozess akademischer und wissenschaftlicher Textproduktion ab, in dem es Phasen und Handlungen beschreibt. Je nachdem, um was für eine Textproduktion es sich handelt, variiert die Darstellung. So ist eine Publikationsphase für studentische Hausarbeiten in der Regel überflüssig (aber auch hier gibt es Ausnahmen!). Wer im Rahmen seiner Promotion eine Monographie schreibt, durchläuft einen anders strukturierten Prozess als beim kumulativen Promovieren. Hier abgebildet ist das Modell mit allen Phasen und Handlungen. Klicken Sie auf eine Phase oder Handlung, wenn Sie mehr über sie erfahren wollen.
Institutioneller Sprachhandlungsraum Wissenschaft | |||||||||
Wissenschaftliche Textproduktion | |||||||||
Phasen | |||||||||
Zeit | --------------------------------------------------------------------------------------------->> | ||||||||
Erkenntnisgenerierende Handlungen | |||||||||
Produktorientierte Handlungen | |||||||||
Formulieren des eigenen Textes | |||||||||
Lesen des eigenen Textes | |||||||||
Interaktionen… | |||||||||
… mit der Betreuungsperson | |||||||||
… mit Peers |
Dagmar Knorr erläutert in einem Video (27 min) die Phasen, in denen wissenschaftliches Schreiben abläuft und wie die verschiedenen Handlungen unterstützend eingesetzt werden können. Darüber hinaus stellt sie dar, wie diese Prozessbewältigung Teil der Anforderungen wissenschaftlichen Schreibens sind und wie Sie Ihre sprachlichen Ressourcen gewinnbringend einsetzen können. |
Hier können Sie drei Varianten des Kaskadenmodells als pdf herunter laden:
a) Wenn Sie Ihren idealen Schreibprozess gezeichnet haben, versuchen Sie jetzt zu visualisieren, wie Sie tatsächlich arbeiten und schreiben. Denken Sie dabei an den letzten Text, den Sie während Ihres Studiums verfasst haben.
b) Wenn Sie Ihren tatsächlichen Arbeitsprozess gezeichnet haben: Wie sollte dieser Prozess idealerweise aussehen?
4. Reflexion 2: Vergleichen Sie beide Zeichnungen.
Die Annahme ist: Wer seinen Standort im Prozess (Phase und Zeitpunkt) bestimmen kann, kann gezielt die Handlung wählen, die für die Bearbeitung der jeweils nächsten Teilaufgabe im Schreibprojekt notwendig ist. Deshalb prüfen Sie zunächst, wo Sie im Prozess stehen. Dann klicken Sie oben in im Kaskadenmodell auf den entsprechenden Bereich, um direkt zum Abschnitt über diese Phase zu springen.
Die Findungsphase beginnt mit dem Entschluss, (irgendwann) einen Text verfassen und abgeben zu wollen. Dies kann der Besuch eines Seminars sein, bei dem die Prüfungsleistung eine Hausarbeit ist, oder der Entschluss, das Studium abzuschließen und die Abschlussarbeit in Angriff zu nehmen, oder die Absicht, promovieren zu wollen. Der Entschluss markiert den Beginn, weil in diesem Moment die gedankliche Auseinandersetzung mit einem Projekt beginnt, dessen Ergebnis ein Text ist.
Die gedankliche Auseinandersetzung umschließt ganz unterschiedliche Bereiche und kann mit folgenden Fragen skizziert werden:
Diese Fragen können in der Regel nicht am Beginn des Prozesses beantwortet werden. Ihre Erarbeitung ist Bestandteil des Arbeitsprozesses. Das bedeutet, dass beim wissenschaftlichen Arbeiten Wissen über den Gegenstand aufgebaut werden muss, das dann versachlicht werden muss. Diese Verbindung von Erkenntnisgenerierung und Erkenntnisdarstellung kennzeichnet wissenschaftliches Schreiben und macht es so schwierig. Denn etwas, was gut durchdacht ist, ist einfacher sprachlich darzustellen, als etwas, was einem selbst noch unklar ist.
In der Findungsphase besteht einerseits die Notwendigkeit in die Breite denken zu müssen, um das Thema greifen und im Diskurs verorten zu können. Andererseits bedarf es einer Fokussierung, um eine bearbeitbare Fragestellung entwickeln zu können. Mit diesen entgegengesetzten Strömungen umzugehen, ist die Herausforderung. Der Schreibtyp ist hier einflussreich, da sich Architekt*innen gerne zu schnell festlegen, während sich Abenteurer*innen gegen das Festlegen sträuben, Eichhörnchen viel sammeln, aber keinen Plan entwickeln wollen, und Zehnkämpfer*innen viel Zeit für das Ausprobieren verschiedener Wege verbrauchen.
Erkenntnissgenerierende Handlungen:
Interaktionen:
Hier noch ausformulieren, inwiefern/ welcher Art von Interaktionen in dieser Phase hilfreich sind, damit man versteht was gemeint ist. Alternativ oben eine phasenübergreifende Erklärung der Interaktionen hinzufügen.
Schreiben ist nicht so einsam wie häufig gedacht. Interaktionen tragen viel dazu dabei, dass die Bewältigung eines Schreibprojekts gelingt. Dabei können verschiedene Formen der Interaktion unterschieden werden.
Das Schreiben im Studium ist in der Regel verbunden mit einer Prüfungsleistung. Dementsprechend gibt es Betreuende dieser Prüfungsleistung. Die Art und Weise wie Sie als Schreibende*r mit Ihren Betreuenden bzw. Prüfenden im Verlauf eines Schreibprojekts interagieren, kann sehr unterschiedlich ausfallen – je nachdem, um was für eine Prüfungsleistung es sich handelt. Im Kaskadenmodell sind nur wenige Interaktionen mit Betreuende eingetragen, die jedoch typisch sind: In einem relativ frühen Stadium der Findungsphase findet in der Regel mindestens ein Kontakt statt, um das Thema, die Fragestellung und/oder die Ausrichtung der Arbeit zu besprechen und den Titel der Arbeit festzulegen. Dann kann es sein, dass es im Verlauf der Erstellung und kurz vor der Abgabe noch Kontakte gibt. Die Interaktionen mit Betreuenden können sich auf die Klärung formaler Fragen beschränken oder auch inhaltlich sein. Typische Szenarien für Interaktionen mit Betreuenden sind: Unterstützung bei der Themenfindung, Klärung von Unsicherheiten in Bezug auf die Fragestellung oder die Methode und Besprechung der Gliederung. Im Verlauf des Prozesses geben Betreuende teilweise auf Feedback auf Textteile. Nach Abgabe des Textes fällt es in der Regel den Betreuenden zu, den Text zu begutachten und zu bewerten.
Mit Peers: ***Peer können sein Menschen, aber auch KI
Prüfen Sie:
Alles, was Ihnen hilft, die anspruchsvolle gedankliche Arbeit zu bewältigen, dürfen Sie nutzen. Dies umschließt den Gebrauch aller sprachlicher Ressourcen, die Sie haben. Erlauben Sie sich, in allen Sprache zu denken. Es geht in der Findungsphase nicht darum, in der Zielsprache des Textes zu formulieren. Sie sind viel schneller, wenn Sie sich beim Denken wohlfühlen, als wenn Sie sich hier zusätzliche Anforderungen aufbauen. Und dem Text selbst hilft es auch nicht.
Scheuermann, Ulrike (2016): Schreibdenken > zur Rezension
Scheuermann, Ulrike (2016): Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln. 3. Auflage, Opladen/Toronto: Budrich.
Ist die Textproduktion mit einer empirischen Arbeit verbunden, müssen aufgrund von zeitlichen Restriktionen häufig frühzeitig im Prozess Entscheidungen für die Erhebungsmethode und das Untersuchungsdesign getroffen werden. Es kann erforderlich sein, dass diese Entscheidungen getroffen werden müssen, bevor man selbst von dem Ziel der Arbeit überzeugt ist oder die Fragestellung noch nicht genau steht. Dabei ist die Methode der Datenerhebung nur ein Baustein. Hinzu kommen die Prozesse, die notwendig werden, um die Daten einer Auswertung zugänglich zu machen, und natürlich die Auswertung selbst. Diese Prozesse sind für die Zeitplanung ein wichtiger Faktor, der häufig unterschätzt wird.
Ich bin unsicher, mit welcher Methode ich meine Frage beantworten kann bzw. soll
Beim Ausarbeiten einer Fragestellung kommt man früher oder später an den Punkt, an der es um die Methode geht. Dies betrifft nicht nur empirische, sondern auch theoretische Arbeiten. Es ist daher immer gut, sich zu überlegen, welche "Brille" bzw. Methode geeignet ist, um das Thema zu beleuchten. Denn darum geht es: Herauszufinden, wie, d. h. mit welchen Werkzeugen, die eigene Fragestellung sinnvollerweise bearbeitet werden kann. Eine Schreibberatung kann hier nur Impulse setzen – und dies auch nur, wenn die Schreibberatenden selbst über entsprechende Erfahrungen verfügen. Denn methodische Fragen sind stark fachlich geprägt und fallen in die Zuständigkeit der Betreuenden.
Für Beratung zum Design von empirischen Arbeiten können Sie sich an das Methodenzentrum der Leuphana wenden. Ein Blick in die Methoden-Toolbox des Methodenzentrums gibt einen Überblick zu qualitativen und quantitativen Forschung. Studierende der Nachhaltigkeitswissenschaft möchten wir hier auf das Methoden-Wiki von Henrik von Wehrden verweisen. Dieses enthält auch Tipps zur Organisation des Schreibprozesses von empirischen Arbeiten.
Erkenntnissgenerierende Handlungen:
Prüfen Sie:
Wenn es irgendwie möglich ist, dann klären Sie diese Fragen, bevor Sie sich bspw. zu Ihrer Abschlussarbeit anmelden. In der Schreibberatung haben wir immer wieder mit Studierenden zu tun, die diese Phase in ihrer Komplexität und der benötigten Zeit unterschätzen.
Das Methodenzentrum der Leuphana Universität bietet den Studierenden ein vielfältiges Angebot, ihre methodische Expertise zu erweitern. Hierzu gehört auch ein individuelles Beratungsangebot.
Beim Formulieren des Textes müssen vielfältige Anforderungen in eine Zielsprache umgesetzt werden. Gleichzeitig bedeutet Aufschreiben, dass man eine Reihenfolge bildet. Gedanken und Argumente werden wie Perlen auf einer Kette nacheinander aufgereiht. Dieses Aneinanderreihen bedeutet gleichzeitig, dass zunehmen Wahlmöglichkeiten wegfallen.
Wenn der Text ein Haus ist, dann sind die einzelnen Wörter Bausteine des Hauses. Je mehr Bausteine verarbeitet worden sind, desto eher ist das Haus zu erkennen. Ein Text-Haus auf vielfältige Weisen entstehen: So gibt es Schreibende, die benötigen zuerst einen Plan, wie das Haus aussehen soll. Dann suchen sie sich die dafür notwendigen Bausteine und verarbeiten diese. Andere schauen, welche Bausteine es gibt, und wie diese so zusammengefügt werden können, dass daraus ein Haus entsteht. Und dann gibt es solche, die verschiedenen Verfahren mischen. Zu wissen, welchem Schreibtyp man am ehesten folgt, ist hilfreich sein, um seine individuellen Herausforderungen zu identifizieren.
Die Formulierungsphase kann in drei grobe Teilphasen gegliedert werden, die jede ihre eigene Herausforderung beinhalten.
Erkenntnissgenerierende Handlungen:
Produktorientierte Handlungen:
Der Anfang, die Mitte und das Ende beim Textformulieren beinhalten verschiedene Herausforderungen, die gemeistert werden müssen.
Der Anfang und das Prokrastinieren
Die Mitte: Schreibhürden überwinden
Das Ende: Loslassen üben
Kruse, Otto (2007): Keine Angst vor dem leeren Blatt ohne Schreibblockaden durchs Studium. Frankfurt, M; New York, NY: Campus-Verl.
nicht aufhören können
…
Erkenntnissgenerierende Handlungen:
Produktorientierte Handlungen:
Die Fertigstellungsphase sollte im zeitlichen Ablauf eingeplant werden. Für eine Abschlussarbeit, die gebunden werden muss, sollten mindestens 3 Tage eingeplant werden, besser eine Woche. Denn in der Fertigstellungsphase geht es ausschließlich um die prüfende Endredaktion.
1) Allgemein
2) Konsistenzprüfungen
Tipp: Die Konsistenzprüfungen werden durch die Arbeit mit einem Literaturverwaltungsprogramm wesentlich erleichtert!
Achtung! Es gibt nicht die eine, richtige Form. Manche Institute machen Vorgaben, wie das Literaturverzeichnis aufgebaut sein muss, andere beschränken sich auf die Vorgabe, das Literaturverzeichnis möge "konsistent" sein. Wenn es Vorgaben gibt, sollten Sie diese umsetzen. Wenn nicht, genügt es, sich für eine Konvention zu entscheiden und deren Prinzipien konsequent durchzuhalten. Wenn Sie ein Literaturverwaltungsprogramm verwenden, können Sie zwischen verschiedenen Ausgabestilen wählen. Die Verweise im Text werden dann automatisch entsprechend der Auswahl ausgegeben.
3) Feintuning
Erkenntnissgenerierende Handlungen:
Produktorientierte Handlungen:
Das Medien- und Informationszentrum unterstützt Sie bei der Auswahl von Literaturverwaltungsprogrammen und bietet Sprechstunden an. Zu Citavi, Mendeley und Zotero können Sie Kurzeinführungen besuchen und/oder Selbstlernmaterialien nutzen.
Meurer, Peter, & Schluchter, Manfred. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten mit Citavi 6. Hinweise zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten mit der Software »Citavi.
> zur Rezension
Das Kasekasenmodell unterscheidet zwischen erkenntnisgenrierende und produktorientierte Handlungen die je in unterschiedlichen Phasen des Schreibprozesses relevant sind.
Erkenntnisgenerierende Handlunge sind... dazu gehört
Das Lesen gehört zum akademischen Schreiben dazu. Es ist die Basis. Gelesen wird zu verschiedenen Zwecken. Je nach Zweck können verschiedene Anforderungen beim Lesen entstehen. Am Beginn steht daher die Frage, zu welchem Zweck gelesen wird:
Die Graphik können Sie als Handout „Lesen" hier herunterladen. Haben Sie Schwierigkeiten identifiziert, nutzen Sie das Handout: Problembereiche des Lesens.
Wenn Sie einen neuen Fachtext lesen, lesen Sie in der Regel erkenntnisgenerierend. Dies ist im Flowchart abgebildet. Sie müssten dann mindestens einer der der folgenden Aussagen zustimmen…
Ich lese einen Text, um
Etwas anderes ist es, wenn Sie Lesen, weil Sie beim Textproduzieren auf Fragen stoßen. Sie lesen produktorientiert, um
Vgl. Funktionen des Lesens nach Kruse (2010: 21–22) – Visualisierung
Für die Erschließung neuer Inhalte eignet sich besonders gut die SQ3R-Methode (Kruse 2010: 36) – Visualisierung
Die Vogelperspektive soll Sie dazu anregen, sich von der linearen Darstellungsform eines Textes zu lösen und stattdessen die wichtigsten Aspekte zu identifizieren und in eigenen Worten festzuhalten. Eine Vorlage hierzu kann unter https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/100213212.pdf heruntergeladen werden. Die Methode wird in einem Video erklärt: https://video01.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/2fded6b2e75c4134a78a739a247ed7a41d. Das Material ist vom Schreibzentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main entwickelt worden.
Hinter jedem Text steckt ein*e Autor*in – auch hinter wissenschaftlichen. Nur treten Autor*innen eher selten in direkter Form auf, sondern meist indirekt (etwa in Form von Passiv-Konstruktionen oder Ersatzbezeichnungen wie „Die vorliegende Arbeit…“). Analysen von vielen wissenschaftlichen Texten haben ergeben, dass die Konstruktion der Autor*innenrolle zu den schwierigsten Aufgaben beim Texteverfassen zählt. Denn auf der einen Seite sollen wissenschaftliche Texte „objektiv“ sein, auf der anderen Seite können sie es gar nicht sein, da jede Darstellung eine persönliche Perspektivierung darstellt. Hinzu kommt, dass besonders im deutschsprachigen Raum die Verwendung von „ich“ in wissenschaftlichen Texten tabuisiert ist. Eventuell haben Sie auch schon einmal gehört, dass man in wissenschaftlichen Texten nicht „ich“ sagen soll.
Nun kann „ich“ in ganz verschiedenen Formen auftreten. Drei Beispiele:
Was fällt Ihnen an diesen Beispielen auf? In allen drei Fällen wird „ich“ verwendet und doch gibt es Unterschiede: Das erste Beispiel dient dazu, den Lesenden einen Überblick über die Textstruktur zu geben. Im zweiten Beispiel „spricht“ die/der Forschende und verortet sich in einem Diskurs. Das dritte Beispiel erzählt von der/dem Autor*in selbst, es ist autobiographisch.
Prüfen Sie sich selbst: Welche Beispiele finden Sie akzeptabel, welche nicht?
In einer empirischen Untersuchung hat Steinhoff (2007) Beispiele aus wissenschaftlichen Texten von Wissenschaftler*innen darauf hin bewerten lassen, ob sie die „ich“-Verwendung akzeptabel finden oder nicht. Die ersten beiden Beispiele wurden akzeptiert, das dritte nicht. Die Schlussfolgerung von Steinhoff lautet daher, dass die Ich-Verwendung abhängig ist von der Funktion, die damit im Text einher geht. Wenn es darum geht, Lesenden Orientierung zu verschaffen oder seine eigene Forschungsposition kund zu tun, wird ein „ich“ akzeptiert. Inakzeptabel ist nur das sogenannte „Erzähler-Ich“, denn in wissenschaftlichen Texten wird nicht erzählt, sondern argumentiert.
Es gibt allerdings keine allgemeingültige Regel, ob Sie in Ihrem Text „ich“ verwenden dürfen oder nicht. Einfluss nehmen
Grundsätzlich gilt: Ein wissenschaftlicher Text lebt von Ihrer Auseinandersetzung mit einem Gegenstand. Diese muss sichtbar werden. Das Ziel ist, die eigene „Stimme" (englisch: voice) in dem Text hör- bzw. sichtbar werden zu lassen.
Kruse, Otto (2017): Kritisches Denken und Argumentieren. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH/UTB [Studieren, aber richtig; 4767]. <Link zum E-Book, nur mit VPN "Online-Recherche">
Graff, Gerald/ Birkenstein, Cathy (2009): They say, I say. The Moves that Matter in Academic Writing. New York: Norton.
> zur Rezension
Überblick über die sprachlichen Mittel der direkten und indirekten Selbstreferenz (S. 16) bei Kruse, Otto (2012): Wissenschaftliches Schreiben mehrsprachig unterrichten: Was ist möglich, was ist nötig? In: ÖDaF-Mitteilungen 28, H. 2, 9–25 |
In den Bereich der Textorganisation fallen
Ein wissenschaftlicher Text ist kein Roman – aber trotzdem soll es Spaß machen, ihn zu lesen! Der berühmte „rote Faden“ darf auch hier nicht fehlen. Was bedeutet das also? Nehmen Sie als Autor*in Ihre Leser*innen an die Hand und führen Sie sie durch Text. Und denken Sie beim Schreiben mit, dass wissenschaftliches Lesen anders funktioniert als das Lesen eines Romans: gezielter und häufig selektiv. Geben Sie daher Ihren Leser*innen Hilfestellungen, um sich in Ihrem Text zu orientieren. Neben der Textstruktur sind dies sogenannte textkommentierende Passagen, in denen ein Überblick gegeben wird oder Gründe für das Vorgehen erläutert werden. Bei umfangreichen Texten unterstützen Zusammenfassungen am Kapitelende das selektive Lesen.
Die Textstruktur wird auf der obersten Ebene durch Überschriften sichtbar gemacht. Sie gliedern den Text in Sinnabschnitte (Kapitel). Die Abfolge dieser Sinnabschnitte ist abhängig von der Textart/dem Genre und vielfach durch Konventionen geregelt. Jeder Text kann mit Hilfe von "Einleitung – Hauptteil – Schluss" beschrieben werden. Jedoch bringt eine solche Beschreiben weder Schreibenden etwas, noch den Lesenden, da die Einteilung viel zu grob ist. Unterstützen Sie Lesende dabei, die Textstruktur mit Inhalten zu verbinden, indem Sie "sprechende", also inhaltliche Überschriften verwenden
Die Einleitung führt in die Thematik ein und setzt den Erwartungshorizont für Lesende. Um die Funktion der Einleitung näher zu fassen, können Sie sich als Schreibende fragen: Worum geht es in meinem Text? Was ist mein Thema? Was will ich warum zeigen? Wie gehe ich vor? Was können Lesende von meinem Text erwarten?
Der Aufbau des Hauptteils variiert. Ein Essay ist anders aufgebaut als eine Hausarbeit, eine empirische Studie in der Psychologie wiederum anders als literaturwissenschaftliche Interpretation usw. Je nach Fach gibt es zudem mehr oder weniger strikte Konventionen des Textaufbaus. Typische Bestandteile des Hauptteils sind: Darstellung des Forschungsstands/Literature review, Darstellung der Methode, Darstellung der eigenen Daten/Ideen/Interpretation etc. (je nachdem, was man macht), Diskussion (Verbindung des Forschungsstandes mit den eigenen Ergebnissen/Erkenntnissen).
Abschließend werden – je nach Umfang des Textes – die wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit zusammengefasst. Auch wenn es einem aus Schreibendenperspektive häufig redundant erscheint: Diese Zusammenfassung ist ein wichtiges Instrument der Leseorientierung. Darüber hinaus zeichnet sich ein guter wissenschaftlicher Text durch einen Perspektivwechsel am Schluss aus: nicht nur das Geleistete wird betrachtet, sondern auch das, was jetzt kommen könnte/notwendig wäre, um die Forschung voranzubringen.
Die Konventionen zeigen sich u. a. in der Art und Weise, wie Zitat und Paraphrasen in den eigenen Text integriert werden. Beispiele hierfür finden Sie hier.
Beinke, Christian/ Brinkschulte, Melanie/ Bunn, Lothar/ Thürmer, Stefan (2011): Die Seminararbeit. Schreiben für den Leser. 2. Auflage, Konstanz: UVK-Verl.-Ges.
Ich habe eine massive Schreibblockade. Können mir Mitarbeitende des Schreibzentrums / Writing Center helfen?
Wir probieren es in jedem Fall. Häufig sind Schreibblockaden durch gezielte Strategien und Techniken aufzulösen. Manchmal kommen wir aber auch an Grenzen. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Blockade auf Beeinträchtigungen zurückzuführen ist, die außerhalb des Schreibprojekts liegen. Kostenlose, professionelle Hilfe gibt es bei: psychologische Beratungsstelle des Studierendenwerks (Wartezeit für einen Ersttermin: 3 Monate, Stand: 18.1.22) oder beim Studium-Barriere des AStA.
Text wäre identisch mit Schreiben als Projekt: Den Schreibprozess bewusst gestalten
Text wäre identisch mit Schreiben als Projekt: Den Schreibprozess bewusst gestalten
Themen
Nicht anfangen können…
Schreibfluss
Schreibtypentest
Schreiben in der Zweitsprache
Schreiben in der Fremdsprache
Hier differenzieren inwiefern das Lesen von Texten anderer als produkorientierte Handlung anders ist als als erkenntnisgenerierende Handlung
Für die Mitarbeitenden des Schreibzentrum / Writing Center stellt sich Schreiben häufig so dar, wie es das Ausmalbild_Akademische-Textproduktion.pdfAusmalbild_Akademische-Textproduktion.pdf zeigt.
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Knorr, Dagmar (2016): Modell „Phasen und Handlungen akademischer Textproduktion“. Eine Visualisierung zur Beschreibung von Textproduktionsprojekten. In: Ballweg, Sandra (Hrsg.): Schreibzentrumsarbeit: Theorie, Empirie, Praxis. Frankfurt/Main u. a.: Lang [Wissen – Kompetenz – Text; 11], 251–273
Knorr, Dagmar (2021): Promovieren als handlungsorientiertes Projekt. Das Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion. In: Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren 2 (1), 14–17, <https://doi.org/10.3224/expose.v2i1.05>
norr, Dagmar (2023): Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion. Überarbeitete Fassung. Lüneburg: Leuphana Universität Lüneburg. <https://doi.org/10.48548/pubdata-28>.
Zitiervorschlag für diese Wiki-Seite
Knorr, Dagmar (2020): Der Schreibprozess. Wiki "Schreiben im Studium | Academic Writing". Leuphana Universität Lüneburg. <https://lehrwiki.leuphana.de/display/SWCRessourcen/Der+Schreibprozess>