= Bestehen von Unterschieden zwischen gesellschaftlichen Gruppen hinsichtlich der Möglichkeiten, an der Gesellschaft teilzuhaben. Diese Unterschiede äußern sich beispielsweise in der ungleichen Verteilung von relevanten Ressourcen oder sozialer Anerkennung (vgl. Becker-Schmidt 2007 und Krause 2011).

Bei jenen Ressourcen handelt es sich neben unmittelbar relevanten Lebensmitteln auch um materielle und immaterielle Dinge, wie Einkommen, Bildung, Kinderbetreuung, Mobilität, die Sicherung für z.B. Krankheitsfälle, Freiheit von Diskriminierung oder Möglichkeiten der politischen Einflussnahme sowie Mitbestimmung (vgl. Becker-Schmidt 2007 und Bieling 2007).

Bei der Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit spielen mehrere Faktoren hinein, die sich auch gegenseitig beeinflussen und dadurch auch zu Binnendifferenzierungen innerhalb einer anhand eines Faktors definierbaren Gruppe führen können. In diesem Sinne sind entsprechende Faktoren, wie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse und Zuschreibungen von Geschlecht (Gender) sowie „Ethnizität“, nicht separat voneinander, sondern in ihrer Wechselwirkung (Intersektionalität) in den Blick zu nehmen (vgl. Becker-Schmidt 2007).

Soziale Ungleichheit bildet stets einen Ausdruck von (ökonomischer, politischer und/oder kultureller) Herrschaft, die auch in und durch jene/n Differenzkategorien wirkt. Sie konnte sich in historischen Prozessen verdichten, kann aber durch soziale Kämpfe und Emanzipationsbewegungen auch wieder gebrochen werden (vgl. Becker-Schmidt 2007).

Bezüge zur Sozialen Arbeit

In der 2014 verabschiedeten Erklärung der Generalversammlung der International Federation of Social Workers wurde Soziale Arbeit u.a. wie folgt definiert:

„Soziale Arbeit ist eine praxisorientierte Profession und eine wissenschaftliche Disziplin, dessen bzw. deren Ziel die Förderung des sozialen Wandels, der sozialen Entwicklung und des sozialen Zusammenhalts sowie die Stärkung und Befreiung der Menschen ist. Die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit, die Menschenrechte, gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlagen der Sozialen Arbeit. Gestützt auf Theorien zur Sozialen Arbeit, auf Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften und indigenem Wissen, werden bei der Sozialen Arbeit Menschen und Strukturen eingebunden, um existenzielle Herausforderungen zu bewältigen und das Wohlergehen zu verbessern“ (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. o.J.).

Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Diskussionen um das Doppelmandat und das Tripelmandat der Sozialen Arbeit, die neben der „Kontrollfunktion“ eine Parteilichkeit (auch) gegenüber den Klientinnen und Klienten der Sozialen Arbeit sowie einen (politischen) Einmischungsauftrag der Sozialen Arbeit als „Menschenrechtsprofession“ konstatieren (vgl. z.B. Staub-Bernasconi 2008).

Die Soziale Arbeit als Profession hat entsprechend die Aufgabe, sich für Chancengerechtigkeit und gegen soziale Ungleichheit einzusetzen. Dies ist z.B. im §1 des SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) festgeschrieben, in dem als eine der Hauptaufgaben der Sozialen Arbeit der Abbau von Benachteiligungen, die Förderung der individuellen und sozialen Entwicklung sowie die Schaffung positiver Lebensbedingungen geregelt wird.

Literatur

Becker-Schmidt, Regina (2007): „Class“, „gender“, „ethnicity“, „race“: Logiken der Differenzsetzung, Verschränkungen von Ungleichheitslagen und gesellschaftliche Strukturierung. In: Klinger, Cornelia/ Knapp, Gudrun-Axeli/ Sauer, Birgit (Hrsg.): Achsen der Ungleichheit. Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität. Frankfurt am Main/New York: Campus, S. 56–83.

Bieling, Hans-Jürgen (2007): Die neue politische Ökonomie sozialer Ungleichheit. In: Klinger, Cornelia/ Knapp, Gudrun-Axeli/ Sauer, Birgit (Hrsg.): Achsen der Ungleichheit. Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität. Frankfurt am Main/New York: Campus, S. 100–115.

Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (o.J.): Präambel zur deutschsprachigen Definition Sozialer Arbeit. URL: https://www.dbsh.de/beruf/definition-der-sozialen-arbeit/deutsche-fassung.html [25.01.2017].

Krause, Detlef (2011): Ungleichheit, soziale. In: Fuchs-Heinritz, Werner/ Klimke, Daniela/ Lautmann, Rüdiger/ Rammstedt, Otthein/ Staeheli, Urs/ Weischer, Christoph/ Wienold, Hanns (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie (5., überarbeitete Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 709.

Staub-Bernasconi, Silvia (2008): Menschenrechte in ihrer Relevanz für die Soziale Arbeit als Theorie und Praxis – Oder: Was haben Menschenrechte überhaupt in der Sozialen Arbeit zu suchen? In: WIDERSPRÜCHE, 28(107), Nr. 1, S. 9–32. URL: www.widersprueche-zeitschrift.de/IMG/pdf/widersprueche_107.pdf [23.01.2017].

weiterführende Literatur

Beyer, Beate (2012): Soziale Ungleichheit im Kindergarten. Orientierungs- und Handlungsmuster pädagogischer Fachkräfte. Wiesbaden: Springer VS.

Brake, Anna/ Büchner, Peter (2011): Bildung und soziale Ungleichheit. Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer.

Diezinger, Angelika/ Mayr-Kleffel, Verena (2009): Soziale Ungleichheit. Eine Einführung für soziale Berufe (2. Auflage). Freiburg: Lambertus.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017


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