= „Befreiung aus Abhängigkeiten politscher, sozialer, psychischer und geistiger Art. Es bedeutet die individuelle wie kollektive Selbstermächtigung durch Handeln von Personen, Gruppen, Klassen und Geschlecht“ (Merkel 2012).

Auch wenn sich die Begriffsbedeutung zu Beginn des 21. Jahrhunderts verengte und nun meist im Zusammenhang mit Gleichstellungsbemühungen feministischer Bewegungen benutzt wird, sind emanzipatorische Prozesse nicht auf eine bestimmte Gesellschaftsgruppe beschränkt, sondern können in allen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Sphären sowie zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren stattfinden. Karl Marx sprach beispielsweise von der Selbstbefreiung des Proletariats und Immanuel Kant warb für die Emanzipation der gesamten Menschheit aus ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant 1784). Auch die individuelle Befreiung, beispielsweise von familiären Strukturen oder aus unbefriedigenden Arbeitsverhältnissen, fällt unter den Begriff der Emanzipation. Es kann zwischen politischer und persönlicher Emanzipation unterschieden werden, wobei erstere das Einfordern von Rechten und Gleichberechtigung und letztere die individuelle Befreiung von alltäglichen Zwängen meint (vgl. Krisch/Stoik/Benrazougui-Hofbauer/Kellner 2011).

„Der Diskurs der Emanzipation ist stets mit dem Reflektieren gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsbedingungen verbunden“ (Krisch/Stoik/Benrazougui-Hofbauer/Kellner 2011). Um sich emanzipieren zu können, muss vorher ein bewusstgewordener Zustand der Unfreiheit geherrscht haben, denn Emanzipation kann nicht verordnet, aufgezwungen oder stellvertretend erreicht, sondern muss von den Menschen selbst gewollt und angestrebt werden (vgl. ebd.). Das Konzept des Empowerments setzt hier an, indem es von Diskriminierung Betroffene bestärkt und ermutigt, sich aus eigener Kraft gegen ihre Unterdrückung zu stellen.

Bezüge zur Sozialen Arbeit

Ein beispielhaftes Gebiet, in dem Sozialarbeiter*innen mit Fragen der Emanzipation in Kontakt kommen, besteht in dem Prozess Jugendlicher und junger Erwachsener, sich vom Elternhaus zu lösen und in eine eigene Wohnung zu ziehen, das Leben selbstständig und selbstbestimmt zu gestalten. Dabei fällt es einigen Personen schwerer und anderen leichter, diesen Ablöseprozess allein zu gestalten. Der eigene Wille und Wunsch der Adressat*innen nach einer eigenen Wohnung ist für das Gelingen jedoch elementar. Wenn Emanzipation nicht gewollt ist bzw. der Bedarf nicht selbst wahrgenommen wird, führen Unterstützungsbemühungen auch nicht zum Erfolg. Deshalb können Fachkräfte der Sozialen Arbeit mit Hilfe der Konzepte des Empowerments und der Partizipation versuchen, bei den Adressat*innen ein mögliches Bewusstsein für individuelle Selbstwirksamkeit schaffen.

In der Arbeit mit einer Wohngruppe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zukünftig selbstständig leben können und es auch selbst anstreben, können Sozialarbeiter*innen unterstützend und begleitend den jungen Menschen zur Seite stehen und sie bestmöglich auf das Bevorstehende vorbereiten.

Literatur

Kant, Immanuel (1784): Was ist Aufklärung? URL: http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/159_kant.pdf [Stand: 20.02.2017].

Krisch, Richard/ Stoik, Christoph/ Benrazougui-Hofbauer, Evelyn/ Kellner, Johannes (2011): Emanzipation. In: Dies.: Glossar. Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Wien: Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit GmbH, S. 50–51. URL: http://www.sozialraum.de/assets/files/projekte/2011_Glossar_Soziale_Arbeit_oeffentl_Raum.pdf [Stand 20.02.2017].

Merkel, Wolfgang (2012): Emanzipation. URL: http://www.werteundpolitik.de/pdf/Beitrag_Emanzipation_Merkel.pdf [Stand 13.02.2017]

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017


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