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„[…] diskriminierende Ideologien und Praktiken einer Gesellschaft, die sich in dem Spielraum niederschlagen, der einem Individuum zur Selbstverwirklichung gestattet wird, wobei das Geschlecht die Basis für selektive Auswahl oder Zurückweisung ist“ (Stoll 1973; zit. nach Schenk 1979, S. 128)gesellschaftliches Machtverhältnis und System der konsequenten Bevorteilung von Männern und Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen und Menschen anderer Geschlechter (vgl. Costa 2014 und Attia 2014). Sexismus wirkt auf allen gesellschaftlichen Ebenen und äußert sich beispielsweise in der geschlechtsbezogenen Segregation des Arbeitsmarktes und Lohnunterschieden (Gender Gap), sexualisierter Gewalt, Auffassungen des Mannes als Norm (Androzentrismus) und biologistischen und heteronormativen Zuschreibungen und Erwartungen.
Der Begriff Sexismus entwickelte sich in den 1960er Jahren innerhalb der US-amerikanischen Frauen(rechts)bewegung, die analog zum Rassismus weitere Felder der kategorischen Unterdrückung von Teilen der Bevölkerung aufzeigen wollte
. Somit beschreibt Sexismus zu dieser Zeit einzig die Unterdrückung von weißen Frauen durch weiße Männer(vgl. Fels/Fink 2002).
Erst in den 1970er Jahren wurde auch Schwarzen Frauen zugesprochen, durch Sexismus und nicht „nur“ durch Rassismus diskriminiert zu werdenWährend viele Menschen, die den Begriff verwendeten, damit zunächst oft nur die Unterdrückung weißer Frauen meinten, sorgten die Kämpfe Schwarzer Frauen und anderer Women of Color dafür, dass sich einerseits die Ausweitung des Begriffs auch auf ihre Benachteiligung durchsetzte und andererseits das Zusammenwirken des Sexismus mit anderen Machtverhältnissen wie dem Rassismus stärker in den Blick genommen wurde (vgl. Winker/Degele 2009
, S. 11ff.) (siehe
auchMehrfachdiskriminierung und Intersektionalität).
Ausgehend von Veränderungen innerhalb der Gesellschaft haben sichMitte der 1990er Jahre
aus dem Konzept des traditionellen oder auch offenen Sexismusentstanden die Konzepte des modernen Sexismus und Neosexismus
entwickelt. Eine zentrale Dimension dieser neuen Konzepte ist die Leugnung
fortgesetzterfortbestehender Diskriminierung von Frauen bis hin zu Tendenzen des Anti-Genderismus, die sich beispielsweise in der Ablehnung des Konzepts Gender und damit zusammenhängend in der Betonung bestimmter Familienbilder äußern (vgl. Braun 2016). Eine wichtige
zweiteweitere Dimension ist
der Dualismus aus feindseligemdas Auftreten eines vermeintlich wohlmeinendem bzw.
„hostilem Sexismus“, welcher nach wie vor durch strukturelle Machtverhältnisse begünstigt wird, und wohlmeinendem bzw. „benevolentem Sexismus“, der sich aus übermäßiger und unzeitgemäßer„benevolentem Sexismus“ neben einem offen feindseligem bzw. „hostilem“. Der benevolente Sexismus setzt sich aus übermäßiger „Ritterlichkeit“ (Benevolenz) und der „Belohnung“ von Frauen, die sich klassischen Rollenbildern entsprechend verhalten,
zusammensetztzusammen. Männer, die sich benevolent sexistisch verhalten, zeigen sich
jedochim gesteigerten Maße
abneigendablehnend gegenüber Frauen, die sich dem traditionellen Rollenbild verweigern (vgl. Eckes 2010
, S. 183f.).
Bezüge zur Sozialen Arbeit
(Text folgt)
Literatur
Attia, Iman (2014): Rassismus als gesellschaftliches Machtverhältnis. URL: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/12012 [15.01.2018].
Braun, Marcel (2016): Vom Antifeminismus zu „Anti-Genderismus“? URL: http://www.gwi-boell.de/de/2016/08/02/von-antifeminismus-zu-anti-genderismus [18.05.2017].
Costa, Rosa (20.06.2014): Sexismus. Was war das nochmal? URL: http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/2817 [20.09.2018].
Eckes, Thomas (2010): Geschlechterstereotype: Von Rollen, Identitäten und Vorurteilen. In: Becker, Ruth/ Kortendeck, Beate (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorien, Methoden, Empirie (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 171-182.
Fels, Eva/ Fink, Dagmar (2002): Was ist Sexismus? Impulsreferat zum Workshop “Was ist Sexismus? Was haben feministische Strategien mit Transgender-Politiken zu tun?”. URL: http://gendertalk.transgender.at/sexismus.htm [06.05.2017]
.Schenk, Harald (1979): Geschlechtsrollenwandel und Sexismus. Zur Sozialpsychologie geschlechtsspezifischen Verhaltens. Weinheim und Basel: Beltz.
Winker, Gabriele/ Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript.
Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017
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