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= Begriff, um auf die Zugehörigkeit einer Person oder Gruppe zu einer Ethnie zu verweisen.

Ethnien können als Kategorien verstanden werden, die Menschen aufgrund von kulturellen, äußerlichen oder habituellen Ähnlichkeiten einander zuordnen und so gesellschaftliche Strukturen schaffen. Oft gilt die Ethnizität als angeboren und unveränderlich, weil sie sich auf bestehende Merkmale, wie z.B. kulturelle Herkunft, beziehen kann. Da es sich hierbei aber um ein soziales Konstrukt handelt, können die Grenzen im Laufe der Zeit immer wieder neu interpretiert und verhandelt werden (vgl.  Beer 2011). Ethnien gründen sich häufig auf einem starken Wir-Gefühl (siehe auch Milieu, soziales) und  ihre Mitglieder beziehen sich oft auf eine gemeinsame Geschichte.

Laut dem Soziologen Max Weber muss beachtet werden, dass bei der Selbstzuschreibung zu Ethnien nicht etwa objektive Gemeinsamkeiten im Vordergrund stehen, sondern vielmehr der subjektive Gemeinschaftsglaube (vgl. Weber  1980). So erklären sich Ethnologinnen und Ethnologen auch, dass die Abgrenzung  verschiedener Ethnien Bestand haben kann,  auch wenn kulturelle oder habituelle Unterschiede längst nicht mehr existent sind (vgl. Beer 2011).

Probleme können u.a. auftreten, wenn die Ethnizität nicht auf Selbstzuschreibung, sondern auf Fremdzuschreibung beruht. Hier besteht die Gefahr, dass die Betroffenen nach den Maßstäben einer anderen ethnischen Gruppe beurteilt werden, die folglich eine Deutungshoheit für sich beansprucht. Dieser Vorgang wird Ethnozentrismus genannt (vgl. Schmidt 2010). Der Beruf der Ethnologin oder des Ethnologen wird in diesem Zusammenhang oft kritisch gesehen, da diese/r von außen auf eine Gemeinschaft blickt und ein Bild zeichnet, welches die Gemeinschaft weder überprüfen noch kritisieren kann. Dennoch formen die Beobachtungen der Ethnologinnen und Ethnologen häufig die allgemeine Wahrnehmung der beschriebenen Gemeinschaften, was eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zur Folge haben kann.

Ähnlich der Rassismus-Problematik spielt Diskriminierung aufgrund von Ethnizität in der interkulturellen Pädagogik eine große Rolle. So verschärft etwa die Ungleichbehandlung von Lernenden, die (bestimmten) Ethnien zugeordnet oder als Vertretende von Ethnien wahrgenommen werden, die bestehenden Probleme sowie Konflikte in den sozialen Schichten bzw. Klassen und behindert das Ziel einer kulturindifferenten Bildung (vgl. Schröder 2010).

Bezüge zur Sozialen Arbeit

(Text folgt)

Literatur

Beer, Bettina (2011): Kultur und Ethnizität. URL: http://www.bettinabeer.info/pdf/Beer_2011.pdf [16.01.2017].

Schmidt, Katja (2010): Ethnozentrismus. In: FU Berlin/Arbeitsbereich Interkulturelle Erziehungswissenschaft (Hrsg.): Glossar Interkulturelle Pädagogik. Ein Projekt von Studierenden der Erziehungswissenschaft unter der Leitung von Anne-Christin Schondelmayer. Berlin: FU, S. 31. URL: http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/interkulturell/materialien/glossar_interk_paedagogik/Glossar_interkulturelle_Paedagogik.pdf [16.01.2017].

Schröder, Saskia (2010): Ethnizität. In: FU Berlin/Arbeitsbereich Interkulturelle Erziehungswissenschaft (Hrsg.): Glossar Interkulturelle Pädagogik. Ein Projekt von Studierenden der Erziehungswissenschaft unter der Leitung von Anne-Christin Schondelmayer. Berlin: FU, S. 30–31. URL: http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/interkulturell/materialien/glossar_interk_paedagogik/Glossar_interkulturelle_Paedagogik.pdf  [16.01.2017]

Weber, Max (1980): Wirtschaft und Gesellschaft (5. rev. Aufl.). Tübingen: Mohr.

Weiterführende Literatur

Brocker,  Manfred / Nau, Heino (1997): Ethnozentrismus:  Möglichkeiten  und  Grenzen  des  interkulturellen  Dialogs. Darmstadt: Primusverlag.

Müller, Marion (2003): Geschlecht und Ethnie. Historischer Bedeutungswandel, interaktive Konstruktion und Interferenzen. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017

 

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