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= negative Einstellung gegenüber homosexuellen und bisexuellen Menschen (siehe sexuelle Orientierung) sowie gegenüber Menschen, die für homo- oder bisexuell gehalten werden (vgl. Diversity-Portal Universität Duisburg-Essen 2015 & Tietz 2015).

Homophobie beinhaltet eine normative Abwertung dieser Menschen sowie ihrer Sexualitäten und kann sich in Diskriminierung, Stigmatisierung, Ausgrenzung wie auch Gewalt (und deren Tolerierung) äußern (vgl. Diversity-Portal Universität Duisburg-Essen 2015 & Tietz 2015). Auf institutioneller Ebene kann sich Homophobie z.B. in Gesetzen widerspiegeln, die homosexuell definierte Handlungen als strafbar einstufen (in der Bundesrepublik Deutschland wurde ein entsprechender Paragraph des Strafgesetzbuches erst 1994 abgeschafft).

Der Begriff „Homophobie“ wurde Ende der 1960er Jahre von dem US-amerikanischen Psychologen George Weinberg in institutions- und vorurteilskritischer Absicht eingeführt, um irrationale Ängste vor homosexuellen Menschen zu beschreiben. Inzwischen werden psychologische Faktoren allerdings als weniger relevant für die Entstehung einer negativen bis feindlichen Einstellung gegenüber von der Heterosexualität abweichenden Sexualitäten eingestuft. Zudem sind soziale und kulturelle Dimensionen stärker in den Blick getreten. Damit zusammenhängend bestehen auch Diskussionen um Alternativbezeichnungen für diese Einstellungen, wie z.B. Homosexuellenfeindlichkeit (vgl. Herek 2004 und Tietz 2015).

Den wesentlichen sozialen Rahmen und den Ausgangspunkt für die normative Abwertung bildet die Ideologie der Heteronormativität, die die Zweigeschlechtlichkeit und eine damit korrespondierende Heterosexualität als unhinterfragbar „natürlich“ und „gut“ setzt und alles dem nicht Entsprechende als „unnatürlich“ kennzeichnet (vgl. Diversity-Portal Universität Duisburg-Essen 2015; Dreier/Kugler/Nordt 2012 & Tietz 2015). Der Kampf gegen Homophobie geht oft mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Heteronormativität zusammen, z.B. in vielen Fällen queerer Politik. 

Homophobie lässt sich insofern von anderen Diskriminierungseinstellungen abgrenzen, als dass der Bezugspunkt der Diskriminierung (anders als etwa eine Hautfarbe, die für Rassistinnen und Rassisten eine Rolle spielen kann) weniger explizit sichtbar ist. Die hohe gesellschaftliche Präsenz von Stereotypen über homosexuelle Menschen (z.B. in Form der Annahme eines „typisch schwulen“ Modestils) kann allerdings dazu führen, dass homophobe Menschen mehr oder weniger gezielt nach realen Entsprechungen der Stereotype Ausschau halten (vgl. Tietz 2015).

Bezüge zur Sozialen Arbeit

(Text folgt)

Literatur

Diversity-Portal Universität Duisburg-Essen (2015): Homophobie. URL: https://www.uni-due.de/diversity/diversityglossar.shtml#h [24.10.2016].

Dreier, Katrin/ Kugler, Thomas/ Nordt, Stephanie (2012): Glossar zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Kontext von Antidiskriminierung und Pädagogik. In: Bildungsinitiative Queerformat und Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Handreichung für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe. Berlin: Queerformat, S. 84–100. URL: http://www.queerformat.de/fileadmin/user_upload/news/120622_SexuelleVielfalt_Glossar.pdf [05.01.2017].

Herek, Gregory M. (2004): Beyond “Homophobia”: Thinking About Sexual Prejudice and Stigma in the Twenty-First Century. In: Sexuality Research & Social Policy, 1(2), pp. 6–24. URL: http://psychology.ucdavis.edu/rainbow/html/Beyond_Homophobia_2004.PDF  [24.10.2016].

Tietz, Lüder (2015): Homosexualität, Cross-Dressing und Transgender: Heteronormativitätskritische kulturhistorische und ethnographische Analysen. Oldenburg: Institut für materielle Kultur. URL: https://www.uni-oldenburg.de/fileadmin/user_upload/materiellekultur/Studien_zur_Materiellen_Kultur/Band16_Tietz_Diss_Homosexualitaet_2015.pdf [02.11.2016].

weiterführende Literatur / Literaturempfehlungen

Steffens, Melanie Caroline (1999): „Wie homophob sind Sie auf einer Skala von 1 bis 7?“. Die Erfassung der Einstellung zu Schwulen und Lesben. In: Deutsche Aids-Hilfe (Hrsg.): Lesben und Schwule in der Arbeitswelt: Dokumentation des 6. Kongresses des VLSP. Berlin: Selbstverlag des Herausgebers, S. 102–132.

Weiss, Volker (2004): Angeboren, natürlich, normal? Biologische Theorien zwischen Diskriminierung von Homosexualität und homosexueller Emanzipation. In: Ebeling, Smilla/ Weiss, Volker (Hrsg.):  Von Geburt an homosexuell? Biologische Theorien über Schwule und Lesben. Göttingen: Waldschlösschen, S. 9–69.

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017

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