= Prinzip der Ermöglichung oder Förderung einer menschenwürdigen Lebensgestaltung und Anhebung oder Erhöhung der Lebensqualität für Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung (vgl. Meyer/Kieslinger/Strähle o.J. (2); Palz 2009 & Song 2013).

Das Normalisierungsprinzip kann als Leitlinie für den individuellen und gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen verstanden werden (vgl. Song 2013) – gesetzlich verankert ist es (in Deutschland) nicht (anders als beispielsweise die Barrierefreiheit, zu deren Umsetzung alle öffentlichen Einrichtungen mit dem Bundesgesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG) verpflichtet sind; vgl. Meyer/Kieslinger/Strähle o.J. (1)).

Die erste Formulierung des Normalisierungsprinzips geht auf den dänischen Juristen Niels Erik Bank-Mikkelsen Ende der 1950er Jahre zurück. Wichtige Weiterentwicklungen nahmen u.a. der schwedische Beeinträchtigungs- und Bildungsforscher Bengt Nirje und der US-amerikanische Pädagoge und Psychologe Wolf Wolfensberger vor (eine wichtige Weiterentwicklung durch Wolfensberger liegt in der generellen Ausweitung auf alle von Ausgrenzung oder Abwertung betroffenen Personengruppen). In Deutschland wird das Prinzip seit Ende der 1970er Jahre diskutiert und angewendet (vgl. Meyer/Kieslinger/Strähle o.J. (2); Palz 2009 & Song 2013).

Zentraler Bestandteil des Normalisierungsprinzips ist die Gewährleistung eines Alltags, der dem von Menschen ohne Behinderungen so weit wie möglich entspricht, des Durchlaufens altersgemäßer Entwicklungsphasen, des Eingehens von Beziehungen jeder Form und weiterer Gestaltungsmöglichkeiten in den Bereichen Arbeit, Freizeit, Sport, Sexualität, Religion oder Kultur (vgl. Meyer/Kieslinger/Strähle o.J. (2) & Palz 2009). Die Menschen sollen nicht als von „Defekten“ Betroffene behandelt, sondern im Sinne der Inklusion und Integration gemeinsam sowie gleichgestellt mit anderen Mitgliedern der Gesellschaft leben. In diesem Rahmen verlangt das Normalisierungsprinzip auch eine Veränderung der Einstellungen ihnen gegenüber und zielt trotz des in seinem Wort enthaltenen Begriffs „normal“ nicht auf eine anpassende Normalisierung (vgl. Meyer/Kieslinger/Strähle o.J. (2); Palz 2009 & Song 2013).

Literatur

Meyer, Thomas/ Kieslinger, Christina/ Strähle, Clara (o.J.): Barrierefreiheit. URL: http://www.inklumat.de/glossar/barrierefreiheit [12.09.2016].

Meyer, Thomas/ Kieslinger, Christina/ Strähle, Clara (o.J.): Normalisierung. URL: http://www.inklumat.de/glossar/normalisierung [01.03.2017].

Palz, Iris (2009): Zur Erfassung des individuellen Hilfebedarfs von Personen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung mittels eines ICF-basierten Beurteilungsbogens. Eine Evaluation des Assessmentverfahrens in der Steiermark. URL: http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/geistige%20und%20mehrfache%20behinderung.pdf [01.03.2017].

Song, Mi-Sook (2013): Die Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung  in Deutschland und Korea vor dem Hintergrund der interkulturellen Unterschiede beider Länder. Eine vergleichende Untersuchung von Beschäftigten in Werkstätten für behinderte Menschen. URL: https://eldorado.tu-dortmund.de/bitstream/2003/32842/1/MiSook%20Song%20Dissertation%202013.pdf [01.03.2017].

Leuphana Universität Lüneburg / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Projekt "KomPädenZ Potenzial" 2017


Haftungshinweis: Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich die betreibenden Personen oder Organisationen verantwortlich.

  • Keine Stichwörter